Die fruchtbaren Böden schwinden

Gastbeitrag von Terra Verde Biomärkte Bad Homburg

Bodenprobleme gibt es überall auf der Welt. Rund um den Äquator breiten sich Wüsten aus, der Regenwald wird abgeholzt und für die Sojaproduktion – auch zur Fütterung deutscher und europäischer Tiere – verwendet. Und in Deutschland versiegeln wir durch Beton und Asphalt täglich 75 Hektar Boden – eine Fläche von mehr als 10 Fußballfeldern.

Überall dort, wo Boden verschwindet, können keine Lebensmittel mehr angebaut werden. Klaus Töpfer, früher Umweltminister und heute Chef des Institutes für Nachhaltigkeitsforschung (IASS) beziffert den weltweiten Bodenverlust auf jährlich 20 Milliarden Tonnen. In Deutschland ist der Bodenverbrauch zwar leicht gesunken, aber er liegt mit seinen 75 Hektar pro Tag immer noch doppelt so hoch, wie in den Plänen der Bundesregierung vorgesehen. Deutschland hat vor allem Probleme mit der Erosion, mit alten Deponien, die die Böden kontaminieren, mit dem Braunkohletagebau und mit der starken Belastung durch Nitrat, sagt Frank Glante vom Umweltbundesamt. Ursache dafür sind die viel zu hohen Tierbestände und die dadurch anfallende Gülle, die auf die Felder kommt.

Intensive Landwirtschaft zerstört Bodenleben

Bis in unseren Breiten durch natürliche Prozesse aus Gestein zehn Zentimeter neuer Boden entsteht, vergehen 2000 Jahre. Bakterien, Algen und Pilze sorgen für eine Belebung des Bodens. Die herkömmliche Landwirtschaft entzieht trotz künstlicher Düngung dem Boden zunehmend Nährstoffe. Bei intensiver Landwirtschaft konkurrieren so Bodenorganismen und Pflanzen um die wenigen noch vorhandenen Nährstoffe im Boden. Michael Schloter vom Helmholtz-Zentrum München stellt dabei fest, dass die Bodenorganismen dabei meist erfolgreicher sind. Sie können sich aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit schneller an veränderte Bedingungen anpassen. Die eingesäten Pflanzen leiden daher unter Nährstoffmangel.

Eine Forschergruppe der Universität Witwatersrand (Johannisburg) aus Südafrika stellte kürzlich im Fachmagazin „Sciene“ fest: „Wenn man Böden über einen zu langen Zeitraum intensiv bepflanzt, werden die Bakterien zerstört, die die organische Masse im Boden in Nährstoffe umwandeln“. Trotz immer mehr Technik, Dünger- und Wassereinsatz, schafft es die moderne Landwirtschaft nicht, funktionierende Kreisläufe zu erhalten. Damit schafft sie sich die Bodenprobleme zunehmend selbst.

Allein durch Versiegelung verloren 19 EU-Mitgliedsstaaten zwischen 1990 und 2006 eine Fläche, die mehr als sechs Millionen Tonnen Weizen hätte liefern können. Seit einigen Jahren verschärft sich die Konkurrenz um den Boden weiter. Nachwachsende Rohstoffe in der Energiegewinnung setzen die Landwirtschaft preislich unter Druck. „Es entsteht eine Konkurrenz zwischen Tank und Teller“, so Frank Glante vom Umweltbundesamt. Zur Verdeutlichung: Für eine Bio-Sprit-Tankfüllung eines Mittelklassewagens sei eine so große Menge an Mais nötig, von der ein Kind in Mexiko fast ein Jahr lang leben könne.

 

Unsere Meinung: Eine Vielzahl von falschen politischen Weichenstellungen, sei es die Förderung der industriellen Landwirtschaft, die sich verstärkende Macht der Agrokonzerne, oder die Massentierhaltung mit Futter aus Übersee, die Vermarktung von Überschussfleisch aus der EU nach Asien und Afrika, oder die irrsinnige Förderung von nachwachsenden Rohstoffen zur Energiegewinnung, all diese Weichenstellungen sorgen dafür, dass Boden verschwindet, dass die landwirtschaftliche Fläche weltweit reduziert wird, und der wachsenden Weltbevölkerung immer weniger Fläche zum Anbau von Lebensmitteln bereit steht. Dringend erforderlich wäre ein internationales, ökologisches Bodenschutzprogramm, denn einmal verloren gegangener Boden ist erst nach mehreren tausend Jahren wieder landwirtschaftlich verfügbar. Sie können selbst aktiv werden, in dem Sie weniger Fleisch essen, sich mehr aus ökologischem Anbau ernähren und damit den Erhalt von wertvollem Boden unterstützen. Einen weiteren positiven Beitrag leisten Sie, wenn Sie natürlich bevorzugt Waren aus unserer Region kaufen.