Sojaanbau – eine Chance für die Wetterau?!

 

Fast 40 Besucher kamen am 25.02.2015 zu unserer Veranstaltung zum Thema Sojaanbau in der Wetterau. Die Referenten Thorsten Haase, LLH. Hessen und Landwirt Rainer Vogel, Hof Buchwald erläuterten auf verständliche Weise, warum es Sinn macht hier in der Region verstärkt Soja anzubauen. Insbesondere im Bio-Landbau macht dies für die Fütterung, aber auch für die Herstellung von Lebensmitteln enormen Sinn. Aber auch für konventionelle Bauern kann der Anbau von Soja, den immer weiter zurückgehenden Anbau von Zuckerrüben ersetzen und den Bauern eine ernstzunehmende wirtschaftliche Perspektive geben.
 
Die Wetterau ist eine der fruchtbarsten Ackerbauregionen der Welt. Das ausgewogene Klima und die tiefgründigen Lößböden führten hier seit der Sesshaftwerdung des Menschen zu einem produktiven und vielfältigen Ackerbau. Die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren hat zu einer einseitigen Spezialisierung im Ackerbau geführt. Weizen, Mais und Raps dominieren die Anbauflächen in der Wetterau. Die früher weit verbreitete Zuckerrübe ist durch den Verlust der Verarbeitungskapazitäten in Friedberg und Groß-Gerau auf geringe Flächenanteile geschrumpft. Intensive Viehhaltungsbetriebe decken den Eiweißbedarf ihrer Hühner und Schweine durch Importe gentechnisch veränderter Sojabohnen aus Südamerika und USA. Zurzeit importiert Deutschland rechnerisch ca. 2,6 Mill. ha Sojaanbaufläche, während wir es uns leisten, einen Teil unserer eigenen Flächen für Biosprit oder Agrogasanlagen zu verwenden.

 

Der heimische Sojaanbau bietet daher viele Chancen in Pflanzenbau und Vermarktung:

  • Erhöhung der Biodiversität im Agrarökosystem;
  • Die Sojabohne als Leguminose kommt ohne synthetische Stickstoffdünger aus;
  • Erweiterung der Fruchtfolgen;
  • Garantie von GVO – freien Produkten (Tierfutter und Speisesoja);
  • Neue Vermarktungsmöglichkeiten für die Landwirtschaftlichen Betriebe und das angegliederte Gewerbe (Tofu-Produktion, Landhandel, Getreidelager usw.).

 

1.000 Jahre Landwirtschaft, 40 Jahre Landbauschule Dottenfelder Hof e.V.

Der Dottenfelder Hof in Bad Vilbel und damit unmittelbar vor den Toren Frankfurts ist aus vielerlei Gründen ein Vorzeigehof. Das integrative Konzept, bestehend aus Bildung, Forschung und Züchtung, Landwirtschaft nach dem System der Kreislaufwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung bildet die Außenhaut für die vielfältigen Aktivitäten, mit der dieser Biohof seit Jahren auch in die Bevölkerung wirkt. Die Anziehungskraft des Hofes und die Aktivitäten des Schulbauernhofs, führen zu dazu, dass Kinder jeden Alters auf dem bäuerlichen Anwesen zu finden sind.

Der Dottenfelder Hof wird bereits seit fast 1.000 Jahren landwirtschaftlich genutzt. Bereits 1946 wurde er durch den Dipl. Landwirt Ernst Becker auf biologisch-dynamische Landwirtschaft umgestellt und praktizierte diese lebensbejahende Anbauweise, mit einer kleinen Zwischennutzung von 1957 -1964, bis heute. Etwa 100 Menschen leben und arbeiten auf dem Vorzeigebetrieb bei Bad Vilbel, der von Pflanzenzucht und Viehwirtschaft, über Käserei bis zum eigenen Hofladen fast das ganze landwirtschaftliche Spektrum anbietet.

Der Dottenfelder Hof, oder „Dotti“ wie er von seinen Freunden genannt wird, ist eine der bedeutendsten Einrichtungen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise im deutschsprachigen Raum und hat zudem eine bundesweite Bedeutung für die Fortbildung und Forschung im ökologischen Landbau.

Die Landbauschule wurde bereits 1974 begründet und hat mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler beherbergt, die in Winter- oder Jahreskursen die theoretische sowie praktische landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren. Nicht wenige sind nach dieser sehr umfassenden Ausbildung zur Uni Kassel an den Lehrstandort Witzenhausen gegangen, um dort ein aufbauendes Studium der biologischen Landwirtschaft zu absolvieren.

Der Dottenfelder Schulbauernhof vermittelt seit über 10 Jahren mit großer Freude und Engagement einer wachsenden Zahl von Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen (ca. 4.000 Kinder im Jahr), die Arbeitsweise eines Hofes. Und zeigt wie Landwirtschaft funktioniert. Hier erleben Kinder und Jugendliche beim Arbeiten und Beobachten was auf dem Acker und im Stall passiert und wie man respektvoll mit Pflanzen und Tieren umgeht.

Wir, als Bürger AG sind bereits seit drei Jahren intensiv mit dem „Dotti“ im Gespräch, hier veranstalten wir öfters Gesprächsrunden und Diskussionen und hier werden wir uns auch an einem der wichtigsten Zukunftsprojekte in der Landwirtschaft beteiligen, nämlich an der „Saatguthalle“, die Forschung und Züchtung beherbergt und vor einiger Zeit erbaut wurde. Sie besitzt eine große gesellschaftliche Bedeutung, da ein wesentliches Ziel der Bio- Pflanzenzüchtung in der Erhaltung, der Pflege und Erweiterung der Biodiversität liegt.

 www.dottenfelderhof.de