Demeter-Gärtnerei Sonnenberg in Wiesbaden

Die Demeter-Gärtnerei Sonnenberg liegt hoch über Wiesbaden in idyllischer Lage am Ortsrand von Wiesbaden-Sonnenberg direkt an der B 455. Wir bewirtschaften etwa 4,0 ha Fläche, die in mehrere Teilflächen gestückelt ist. Nur ein Drittel liegt direkt am Hofladen. Die Flächen sind von der Stadt Wiesbaden und von Privat gepachtet. Die Gärtnerei beschäftigt 3 Mitarbeiter und eine Halbtagskraft, gelegentlich Aushilfskräfte und ist eine GbR. Unsere Vermarktung halten wir bewusst sehr knapp und schlicht. Wir machen kein Marketing und haben keine Webseite.

Die Gärtnerei kann man als großen Hausgarten bezeichnen, da wir fast die ganze Produktion im Hofladen vermarkten und für weitere Marktstände keine Produkte und Flächen zur Verfügung haben. Auf den knapp 2 ha Freilandflächen und in 1200 qm Hochglas und Folientunneln erzeugen wir in vielfältigen Fruchtfolgen mit viel Handarbeit und mittlerem Technikeinsatz fast die gesamten Gemüsepalette und Kartoffeln. Saisonal bieten wir auch Erdbeeren, Himbeeren und anderes Obst aus Streuobstanlagen, Apfelsaft und Gemüsejungpflanzen an. Parallel werden wir vom Großhandel mit einem kleinen Sortiment an Milchprodukten und Trockenwaren, von zwei Bäckereien mit Brot beliefert. Im Frühjahr beginnt unser Angebot mit Salat, grüner Soße, Kohlrabi und Spinat, ab Sommer bieten wir unseren Kunden, meist Stammkunden, auch Fruchtgemüse wie Tomaten, Gurken, Paprika, Auberginen, Bohnen und vieles andere. Während des Winterhalbjahres sind unser Freilandfeldsalat, Möhren, Kartoffeln und Lauch sehr beliebt.

Ein besonderes Anliegen ist uns die Sortenvermarktung. Aus eigener Produktion verwenden wir nur nachbaustabile, samenfeste Sorten der Bingenheimer Saatgut AG , des Höfeverbunds Dreschflegel und Sorten weiterer Züchter, die an einem Open-Source- Sortiment für den biologischen Anbau arbeiten. Wir vermehren auch Saatgut für unseren Betrieb und entwickeln einige Hofsorten weiter. Dafür erhalten wir sehr positive Rückmeldung von unseren Kunden, die die besonderen Geschmacksqualitäten unserer Gemüsesorten schätzen, die sonst offenbar im Wiesbadener Bioangebot unbekannt sind. Diese geschmacksintensiven Qualitäten bilden sich in Auseinandersetzung mit den gartenbaulich gesehen sehr mageren und flachgründigen Böden auf den hofladennahen Flächen, die einen hohen Pflegeaufwand erfordern. Es sind dies z.B . die Möhre ‚Rodelika‘, die Aubergine ‚Blaukönigin‘, zahlreiche Tomaten- und Paprikasondersorten von gelb bis schwarz, die Rote Beete ‚Robuschka‘, sowie eine Eigenzüchtung von Gurken. Um das Umfeld unserer Kulturen lebendig zu halten, vermeiden wir weitgehend Folieneinsatz, auch im Gewächshaus.

Unsere Jungpflanzenanzucht machen wir auf der Basis von torffreiem Pferdemist in gestampften Hochbeeten – vom Substrat her und als Energiequelle – weitgehend selbst. Ein Manko unseres Betriebes ist sicher die fehlende Tierhaltung und der Rückgriff auf Pferdemist statt auf Kuhmist. Wir bringen zwar nur mit biologisch-dynamischen Präparaten behandelten Pferdemist aus, den wir aus der Nachbarschaft erhalten. Hier ist allerdings eine mangelhafte Nachhaltigkeit gegenüber Rindermist festzustellen. Kooperationen mit anderen Biobetrieben und Entlastung unserer knappen Flächen durch Neuzupacht war bisher nicht möglich ,da diese im Umfeld nicht existieren bzw. konkurrenten Nutzungen unterliegen, bei der die Landwirtschaft das Nachsehen hat.

Im Übrigen war der Betrieb jahrelang von der Kündigung eines ohnehin kurzfristigen Pachtvertrages bedroht. Diese Situation hat sich erst vor kurzem durch ein stadtweite Solidaritätsbewegung für uns zum Guten gewendet worden. Erst jüngst haben wir die Zusage eines Pachtvertrages bis zum Ende unserer Berufszeit erhalten. Auch die Bürger AG hatte sich für uns eingesetzt.

Da uns das Thema Saatgut, Artenvielfalt und Ernährungssouveränität am Herzen liegt, haben wir vor 4 Jahren zusammen mit anderen, gartenbegeisterten Menschen aus der Region, eine Regionalgruppe des bundesweit tätigen VEN e.V., den VENREGIO Rheinmain, gegründet. Aus den Aktivitäten des Vereins ist bisher ein 1ha große Obstraritätenanlage für Äpfel und Süßkirschen und ein Vielfaltssicherungsvorhaben für Küchenzwiebeln entstanden. Hier ist das konkrete Ziel einige nicht mehr marktgängige, aber wertvolle Herkünfte sensorisch zu bewerten und in Zusammenarbeit mit der Genresourcenbank in Gatersleben erhaltungszüchterisch zu bearbeiten.

Da wir keine Tiere halten und uns ein größerer Hofzusammenhang fehlt, fallen immer noch verwertbare Gemüseüberschüsse an, die wir an Foodsharing-Initiativen in Wiesbaden und Mainz weitergeben, um die Verwerfrate zu reduzieren. Des weiteren unterstützen wir eine in der Vereinsgründung befindliche SOLAWI-Initiative im Raum Mainz.