Nachhaltig Leben und Einkaufen
Folge 2
Warum müssen wir die Böden unserer Region schützen?
Bodenschutz ist heute wichtiger denn je und dies nicht nur aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes. Wenn wir es ernst meinen, mit regionaler Ernährung, dann müssen wir auch Flächen nutzen, die in der Region liegen und auf denen unsere Produkte des täglichen Bedarfs angebaut werden können.
Und genau hier fängt unser Problem an. Obwohl wir im Umland von Frankfurt-Rhein-Main noch genügend Ackerflächen haben, werden diese (noch) nicht automatisch für unsere direkte Ernährung genutzt. Im Gegenteil, viele Flächen werden konventionell und in großem Maße zum Anbau von Getreide, Raps, Mais und Rüben verwandt – nicht wirklich Produkte, die wir unter regionaler Ernährung meinen. Hier sind vielmehr Produkte, wie Kartoffeln, Salat und Gemüse, aber auch (Bio-)Soja und Obst gemeint. Einige Biobauern in unserer Region bauen auch bereits Kräuter/Heilkräuter an.
Aber nicht nur, dass wir viel mehr unserer Flächen für die direkte Ernährung der Bevölkerung nutzen könnten – auch konventionelle Bauern, die nicht Bio zertifiziert sind, können dies tun und damit mehr auf Eigenvermarktung setzen. Wir verlieren auch noch tagtäglich Ackerboden und Wiesen durch die diversen Baumaßnahmen. Die hessische Landesregierung hat sich schon lange zum Ziel gesetzt, die Flächeninanspruchnahme (oder den Flächenverbrauch) in Hessen auf maximal 2,5 ha pro Tag zu begrenzen (eine Zahl die immer noch viel zu hoch ist). Ziel muss netto Null sein, d.h. wenn Flächen versiegelt werden, müssen sie andernorts ausgeglichen werden. Auf dem Weg zu diesem Ziel wurde in der Vergangenheit schon einiges erreicht. So ist es gelungen, den Verlust landwirtschaftlich genutzter Flächen im Schnitt der letzten Jahre auf ca. 3 ha pro Tag zu reduzieren. Loben müssen wir uns dafür allerdings nicht. Mit jedem verlorenen Hektar Acker, geht irgendwo im Land, unseren Bauern die Lebensgrundlage verloren (meist haben sie die Flächen gepachtet) und so verlieren sie auch jeden Tag wichtige Einnahmequellen und damit letztlich ihren Hof selbst („Höfesterben“).
Wir müssen uns entscheiden, wollen wir weiter auf ein ungebremstes Wachstum setzen, ein Wachstum, das uns in der Region Frankfurt-Rhein-Main immer höhere Bodenpreise beschert und zudem einen Acker nach dem anderen nimmt, oder fangen wir an, auch mal an nachfolgende Generationen zu denken. Wenn wir dies tun, dann brauchen wir die Äcker, die derzeit unter Straßen, Gewerbe- und Wohngebiete verschwinden, zukünftig für den Anbau der hier gewünschten Produkte.
Doch es setzt ein Wandel im Denken ein, immer mehr Menschen wollen wissen wo Ihre Lebensmittel herkommen und wie sie angebaut werden. Dies führt zu einem Mehrbedarf an Anbauflächen, die nun immer eindeutiger mit den Baumaßnahmen kollidieren. Viele Verbraucher*innen sind da bereits weiter als einzelne Bürgermeister und Regionalpolitiker die scheinbar immer noch davon ausgehen, dass Ackerland doch vermehrbar sei. Wäre dies nicht der Fall, müsste man ihnen wohl Vorsatz unterstellen.
Bei immer mehr Bauvorhaben, treten Kritiker auf, die sich für den Erhalt der Flächen einsetzen. So haben sich beispielsweise beim Stopp für ein 30ha großes REWE Logistikcenter auf bestem Ackerboden in Berstadt, neben Umweltschützer vom BUND, NABU, oder dem Verein Bürger für regionale Landwirtschaft und Ernährung e.V., auch beide Wetterauer Kirchen, sowie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Bauernverband Frankfurt/Wetterau in einem Bündnis zusammengeschlossen. Und hier geht es nicht nur um das Bauvorhaben von REWE, sondern grundsätzlich darum, dass man nicht länger gute Ackerböden unter Gewerbegebiete versiegelt. Ist dieser Boden erst einmal weg, wird er niemals wieder „Früchte“ tragen. Auch bei anderen Baumaßnahmen in der Region regt sich Widerstand, sodass es künftig nicht mehr so einfach sein wird, immer mehr Flächen umzuwidmen und zu versiegeln.
Auch wenn wir in einer wachsenden Region leben und Wohnungen auch für Verdiener mit kleinerem Einkommen bauen müssen, so muss dafür nicht immer der einfachste Weg – nämlich die Umwidmung des nächsten Ackers- genommen werden. Gerade in kleineren Städten und Dörfern innerhalb und außerhalb des Frankfurter Speckgürtels, sollte endlich eine Stadtentwicklung einsetzen, die ebenso wie in der Großstadt, auf Verdichtung und Bauen im Altbestand setzt. Äcker bebauen kann jeder, dazu gehört nicht viel Kreativität.
Joerg Weber, 28.01.2018